Erika Walsberger aus Annaberg (NÖ) feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Geschäftsjubiläum. Die erste ihrer drei Gschichtn fällt in ihre Lehrzeit vor genau 35 Jahren.
„1983 hab ich die Lehre zur Einzelhandelskauffrau gemacht. Damals haben wir noch ein Bediengeschäft gehabt. Da haben wir für unsere Kunden alles einzeln abgepackt: erst in Papiersackerln, da hat man die berühmten ,Ohrwascheln‘ falten müssen, damit es stabil ist, dann in Zeitungspapier. Das kann ich heute noch brauchen – wenn ich ein Semmelsackerl fertigmach, hat das noch immer ,Ohrwascheln‘.
Lustig ist auch die Geschichte, wie ich mich für das Geschäft entschieden hab. Meine Eltern haben eine kleine Landwirtschaft gehabt, und ich weiß noch genau, wie ich mit dem Rechen auf der Weide gestanden bin und mir überlegt hab, ob ich das Geschäft übernehmen soll. Ich war ja noch jung und hab immer davon ge- träumt, mich selbstständig zu machen. Dann hab ich allen Mut zu- sammengenommen und hab zum Herrn Bürgermeister gesagt, dass ich das gern machen würd. Ich hab erst geglaubt, der schmeißt mich wieder raus, aber er war richtig glücklich, dass ich das machen wollte. Ich war so euphorisch, wenn ich heute zurückdenk, kommt mir das vor, als wenn ich im Drogenrausch gewesen wär. Und dann hab ichs gemacht. Es war mein Traum. In dem Alter hat man die Kraft und sieht nur das Schöne – und nicht das Anstrengende. Ich steh z. B. jeden Tag um 4 Uhr auf, das ist manchmal schon nicht einfach. Aber ich bin froh, dass ich damals so narrisch war.
Eine lustige Gschicht muss ich auch noch erzählen. Ich bin einmal an der Kassa gesessen, sechs oder sieben Kunden sind angestanden, darunter eine ältere Frau. Die legt ihren Einkauf aufs Band und dann fragt sie mich plötzlich: ,Wie wär das mit dir und meinem Andi?‘ Ich hab geglaubt, ich trau meinen Ohren nicht. Die wollte mich verkuppeln! Ich hab den Sohn schon auch gekannt, aber der war nichts für mich. Dann hat sie uns noch ein paar Geschenke vor- beigebracht, aber irgendwann hats eingesehen, dass es zu nichts führt. In dem Moment wars natürlich unangenehm, aber im Nachhinein lacht man drüber!“
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