Mei Weg

Volle Kraft fürs Dorf

August Dorner erzählt, wie er mit vollem Einsatz und neuen Ideen die Nahversorgung eines Vorarlberger Bergdorfes sichert.

Text: Marcus Fischer Foto: Lisa Mathis

I

ch bin Bäcker mit Leib und Seele“, sagt Kaufmann August Dorner. Sein Urgroßvater hat die Bäckerei in Sibratsgfäll gegründet, einer

400-Seelen-Gemeinde auf rund 1.000 Metern im Bregenzerwald (Vbg.). August oder „Gustl“, wie er im Ort genannt wird, übernahm 2014 die Bäckerei und als der damalige Nahversorger in Pension ging, auch das benachbarte Nah&Frisch Geschäft. „Entweder ich lass beides oder ich dastemms“, hat er sich damals gesagt. Der Erfolg gibt ihm heute recht.


Kassenschlager Hildegardkekse

Die Spezialität des Hauses, die Hildegardkekse, liefert er mittlerweile an 90 Geschäfte in ganz Österreich. „Das war ein Glücksgriff. Mein Onkel hat vor ein paar Jahren das Rezept entwickelt – und plötzlich waren die Leute ganz narrisch danach.“ Die Dinkelkekse sind mit Muskat, Zimt und Nelken gewürzt und haben dadurch nicht nur ein ganz besonderes Aroma, sondern wirken auch beruhigend auf die Nerven. Rund 50 Kilo Dinkel- mehl verarbeitet er derzeit täglich zu Keksen – in Handarbeit.


Aktiv für neue Kunden

Gustl sprüht vor Tatendrang. Im letzten Jahr hat er zugebaut, unter dem neuen Geschäft wurden Seminarräume eingerichtet, seit Kurzem stellt er seine eigenen Nudeln her. „In so einer kleinen Gemeinde musst dir was einfallen lassen, dass du die Leute heraufkriegst.“ Aus diesem Grund hat er gemeinsam mit seinem Bruder Markus „Natur.Werk“ gegründet, eine Initiative, die Besuchern die Kultur und Naturschönheiten der Gegend näherbringt – mit geführten Kräuterwanderungen, Seminaren, einem historischen Rundwanderweg entlang der „Lebensader Dorf“ u. v. m.


Das Miteinander im Dorf

„Für mich ist es das Schönste, wenn ich um 7 in der Früh aus der Bäckerei komm und mich dann mit meinen Kunden auf einen Kaffee setz. Da weiß ich wieder, warum ich das alles mach“, lacht der Kaufmann. Wie aktiv das Dorfleben ist, zeigen die 19 Vereine im Ort – neben Musikverein, Kneipp- verein, Turner- und Kameradschaftsbund sticht besonders der Hornerclub Sibratsgfäll hervor, der alljährlich Rennen mit den traditionellen Horner- schlitten organisiert. Dass Gustl selbst Obmann des Trial-Motorrad- Vereins ist, erwähnt er ganz nebenbei.


Söhne Mannheims vorm Geschäft

Einer der Höhepunkte im Dorfleben von Sibratsgfäll war das Benefizkonzert der Söhne Mannheims vor seinem Geschäft. Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen hat Gustl vor drei Jahren den Verein „Feschthealfa“ ge- gründet, der Geld für in Not geratene Menschen im Bregenzerwald sammelt. Über 2.000 Besucher kamen damals zum Konzert, seit der Gründung des Vereins konnten rund 200.000 Euro an Menschen in Not weitergegeben werden.


Der Kaufmann als Multitalent

Bäcker, Kaufmann, Nudelhersteller, Naturwerk-Organisator, Vereinsobmann, Spendensammler – wie bringt man das alles unter einen Hut? „Kein Problem“, lacht Gustl, „das geht wunderbar. Ich muss immer was weiter- bringen, dann gehts mir gut.“ Die nächsten Pläne nehmen auch schon Gestalt an. Die Bio-Freilandhühner seines Bruders geben Eier mit einem besonders aromatischen, „richtig kitschig gelben“ Dotter. „Wenn ich draus mein Lieblingsgericht Kässpätzle für 30, 40 Bekannte mach, sind die immer voll begeistert. Wer weiß, vielleicht gehts in Richtung Kulinarik.“

„Das Schönste an meinem Beruf ist das Miteinander im Dorf – und der Kaffee in der Früh mit meinen Kunden.“

Hand aufs Herz

August Dorner


Als Kind wollte ich ... Bäcker werden.

Am meisten schätze ich, ... dass ich in einem Dorf wohn, in dem viele Leute gern Urlaub machen.

Am meisten stört mich, … dass ich manchmal zu ungeduldig bin.

Das Schönste an meinem Beruf ... ist das Miteinander mit meinen Kunden.

Manchmal fällt es mir schwer, … herumzusitzen und nichts zu tun.

Wenn mir alles zu viel wird, … setz ich mich auf meine Trial- Maschine und fahr fort.

Ein Mensch, den ich bewundere, … war mein Opa. Er hat Bäckerei und Landwirtschaft unter einen Hut gebracht –

und war immer zufrieden mit dem Leben.