Gänsemarsch
im Waldviertel
Die Landwirte Michaela und Klaus Tiefenbacher ziehen auf ihrem
Hof im Waldviertel jedes Jahr rund 2.000 Gänse artgerecht auf. Gemeinsam mit Nah&Frisch Kaufmann Othmar Josef machen
wir einen Rundgang auf ihrer Weide.
Text: Alexandra Gruber Fotos: Sebastian Freiler
Rund 2.000 Weidegänse werden auf dem Hof der Tiefenbachers jährlich aufgezogen. Hier wird ganz besonders auf die naturnahe Haltung
geachtet, die den Gänsen ein artgerechtes Leben ermöglicht.
ir spazieren umringt von schnatterndem Federvieh auf einer sanft hüge- ligen Weide, die von einem Zaun begrenzt wird. Die Waldviertler Land-
wirte Michaela und Klaus Tiefenbacher nehmen Nah&Frisch Kaufmann Othmar Josef, Waldland-Produktionsleiter Alexander Müller und das Griaß di Team mit auf ihren routinemäßigen Gänsemarsch. „Andere gehen joggen, wir umrunden täglich zweimal unsere Gänseweide“, sagt Klaus und lacht. Die Tiefenbachers bewirtschaften etwa 50 Hektar, rund ein Fünftel dieser Fläche ist für die Gänse reserviert. „Die Tiere watscheln tagsüber immer im Freien herum, am Abend kommen sie zum offenen Stall. Wir bieten ihnen drinnen wie draußen Futter und eine Tränke, sie können sich auf dem Gelände frei bewegen“, erzählt Michaela.
Artgerechte und naturnahe Haltung
Die Landwirte halten rund 2.000 Weidegänse auf ihrem Hof in Eisengraberamt, einer Katastralgemeinde von Jaidhof. Die Tiere haben genug Auslauf und fressen hofeigenes Futter wie Weizen, Mais und Gerste. Im Vergleich zu Mastgänsen brauchen sie mehr als doppelt so lang, bis zu 26 Wochen, um das gewünschte Gewicht von rund vier Kilo zu erreichen. Das Fleisch wird feinfasrig, ist nicht so fett und sehr aromatisch. Die Gänse sind wohl auch glücklicher als ihre beengten Artgenossen. Mitte bis Ende Mai werden die Küken angeliefert und leben dann bis Ende Oktober auf dem Hof. „Wir heizen den Stall am Anfang auf 35 Grad, denn die Jungtiere brauchen die Wärme. Die ersten 14 Tage sind sehr zeitin- tensiv, wir müssen ständig kontrollieren, dass alle genügend trinken. Danach drehen wir die Heizung ab, und die Küken dürfen nun das erste Mal nach draußen. Wir streuen jeden Tag Stroh ein, morgens, mittags und abends. Die ersten acht bis zehn Wochen füttern wir sie mit Schrot-Pellets, die wir selber mit einer Maschine herstellen. Danach sind sie fix auf der Weide, und wir müssen das Futter nicht mehr pelletieren.“
Die Gans ist ein Herdentier
Die Haltung der Tiere sei im Gegensatz zu Schweinen oder Kühen nach der Aufzuchtphase eher unkompliziert, erzählen die Tiefenbachers. „Unsere Arbeit spielt sich meist im Freien ab, das taugt auch uns am meisten“, lacht die Landwirtin. „Wenn wir in der Früh mit dem Einstreuen beginnen, sind die Gänse schon draußen. Das erleichtert die Arbeit. Man braucht sich auch keine Sorgen machen, dass ein Tier ausbüxt. Die Gans ist ein Herdentier.“ Von Oktober bis Dezember bringen Michaela und Klaus die Lebendtiere zum Waldlandhof in das nahe gelegene Oberwaltenreith. Hier befindet sich das Zentrum von Waldland, einem Zusammenschluss aus etwa 1.000 landwirtschaftlichen Betrieben im Waldviertel.
Was geschieht mit den Federn?
„Bei uns werden die Tiere geschlachtet, verarbeitet und für den Handel vorbereitet“, erzählt Waldland-Produktionsleiter Alexander Müller. „Meine Aufgabe ist es unter anderem, gemeinsam mit den Landwirten zu planen“, erklärt Alexander. „Ich vereinbare mit ihnen, wann und wie viele Tiere angeliefert werden.“ Und was passiert mit den Federn und den Eiern der Gänse? „Die Federn werden in einer niederösterreichischen Bettfedernfabrik weiterverarbeitet“, so der Produktionsleiter. „Eier legen die Tiere nicht, sie werden maximal ein halbes Jahr alt und noch vor ihrer Geschlechtsreife geschlachtet.“
Einsatz für artgerechte Haltung
Die fertigen Lebensmittel werden unter anderem an das Großhandelshaus Kiennast geliefert, das seit Jahren mit Waldland zusammenarbeitet. Art- gerechte Tierhaltung steht in der Kiennast Nachhaltigkeitsagenda ganz oben – neben den Waldland-Weidegänsen arbeitet das Unternehmen auch mit Vier-Pfoten-zertifizierten Betrieben zusammen. „Dass unsere Produkte über das Großhandelshaus Kiennast auch in vielen Nah&Frisch Geschäften erhältlich sind, freut uns natürlich ganz besonders“, so Alexander Müller. „Wer bei uns in der Nähe wohnt, kann aber auch direkt am Waldlandhof einkaufen, dort haben wir ein Spezialitätengeschäft und ein Kaffeehaus für unsere Kunden.“
Gutes aus der Nähe
Nah&Frisch Kaufmann Othmar Josef ist heute aus dem nördlichen Wald- viertel angereist, um den landwirtschaftlichen Betrieb zu erkunden. Für sein Geschäft in der Gemeinde Thaya bestellt er beim Großhändler unter anderem Produkte von Waldland. „Meine Kunden schätzen Spezialitäten aus’m Dorf und aus der Region sehr.“ Othmar bietet ein breites Sortiment an Waren aus der Umgebung an und kauft auch bei Direktvermarktern ein. Das Kaufhaus hat er vor drei Jahren übernommen. Bereits in dieser kurzen Zeitspanne könne er ein Umdenken und mehr Bewusstsein bezüglich Herkunft und Qualität der Produkte bei seinen Kunden erkennen: „Immer mehr Menschen ist außerdem die artgerechte Tierhaltung wichtig. Das liegt voll im Trend.“ Während er mit Michaela und Klaus das umzäunte Gelände erkundet, schnattert und flattert das Federvieh zufrieden auf der Weide. „Kann durchaus sein, dass die eine oder andere dieser Gänse bei mir im Regal landet“, sagt er und lacht.
Michaela und Klaus Tiefenbacher,
Eisengraberamt 42, 3542 Jaidhof, NÖ
Fleisch von der Weidegans gibt es unter anderem hier: Waldland, Oberwal- tenreith 10, 3533 Friedersbach, NÖ.
www.waldland.at
Nah&Frisch Kaufmann Othmar Josef, Waldland-Produktionsleiter Alexander Müller und die Landwirte Michaela und Klaus Tiefenbacher (v. l.) umrunden die Gänseweide.
„Weidegänse brauchen zweimal so lang wie Mastgänse, um das gewünschte Gewicht auf natürliche Art zu erreichen.“
Die Tiere haben genügend Auslauf und finden im Freien genauso wie im Stall jeder- zeit Wasser und hofeigenes Futter wie Weizen, Mais und Gerste.
„Immer mehr Menschen ist die artgerechte Tierhaltung wichtig. Das liegt
voll im Trend.“
Frühjahr und Sommer verbringen die Gänse auf der Weide bei Jaidhof, von Oktober bis Dezember werden sie zum nahe gelegenen Waldlandhof nach Oberwaltenreith gebracht.
Produkte von
Waldland …
… gibts unter anderem bei Nah&Frisch Josef, Haupt- straße 12, 3842 Thaya, NÖ. www.nahund- frisch.at/de/kaufmann/josef
DIE WEIDEGANS
HALTUNG: Bereits der Name verrät die Haltung. Die Küken werden im Stall aufgezogen, danach bekommen sie Auslauf auf der Weide. Neben Gras werden sie meist mit hofeigenem Getreide gefüttert. Die österreichische Weidegans ist wesentlich teurer als Mastgänse, doch durch strenge Vorschriften wird gewährleistet, dass die Tiere artgerecht leben.
GESCHMACK: feinfasriges Fleisch, zart, würzig, fettärmer als Mastgänse, weniger Bratverlust als bei Mastgänsen.
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www.land-leben.com