Wo kommt eigentlich unser Spinat her? Wir begleiten denIglo-Jungbauern Felix Makoschitz bei der Ernte der Sorte„Gorilla“ im Marchfeld.
Text: Christine Fehringer Fotos: Niko Havranek
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ie Bäume und Sträucher zwischen den Feldern werden hin und hergebeutelt, während der Wind mit Spitzen bis zu 85 Kilometern pro
Stunde über das Land zieht. Schon von Weitem sehen wir an diesemstürmischen Tag die große Erntemaschine neben der Landstraße aufeinem mit dichtem Grün bewachsenen Acker stehen. Als wir ins Feldeinbiegen, kippt der Fahrer eine volle Ladung saftiger, grüner Blätter aufden bereitstehenden Anhänger.
Ernte bei Wind und Wetter
Die Männer der Genossenschaft, die für die Ernte und den Transport desfrischen Marchfeld-Spinats zuständig sind, begrüßen uns freundlich, be-vor sie wieder auf den riesigen Harvester klettern, um Spur um Spur desgrünen Golds abzuernten. Heute ist der ideale Tag dafür, das hat ihrErnteplaner errechnet. Die Spinatblätter sind genau im richtigen Wachs-tumsstadium, nicht zu groß, nicht zu klein, einfach perfekt. Daher trotztdie Mannschaft in dicken Jacken und Gummistiefeln Wind und Wetter,um die wertvolle Ernte einzufahren. Als Jungbauer Felix Makoschitz kurznach uns auf seinem Feld eintrifft, sind unsere Nasen bereits rot und dieFinger steif. Felix ist noch bis zum Februar beim Bundesheer eingerücktund hat heute für unseren Gesprächstermin frei bekommen. Er sei jagerne draußen, ruft er lachend, schlägt aber gleich vor, das Gespräch imAuto weiterzuführen, denn der Wind wird sich so schnell nicht legen.
Landwirt aus Leidenschaft
Im Jahr 2014 hat Felix Makoschitz als Achtzehnjähriger den Betrieb vonseiner Mutter Astrid übernommen. Die Familie führt ihn bereits in dritterGeneration, vor 30 Jahren hatte der Großvater mit der Produktion vonTiefkühlgemüse begonnen. Heute bewirtschaften er und sein Vater 130Hektar Boden, 45 Hektar davon mit Gemüse, auf dem Rest wächst Getreideund Mais. Vor der Betriebsübernahme absolvierte der junge Bauer dieLandwirtschaftliche Fachschule in Obersiebenbrunn mit SchwerpunktAcker- und Feldgemüsebau. „Ich hab gerade die Meisterprüfung bestanden,der Meisterbrief müsste noch diese Woche in der Post sein“, strahlt FelixMakoschitz.
Ein Spinat namens Gorilla
Wie toll sein Beruf ist, sei ihm erst in der Schule so richtig bewusst ge-worden, erzählt er, während wir aus dem windgeschützten Inneren desWagens zusehen, wie eine weitere Ladung Spinat auf den Hänger gekipptwird. Der Wind wirbelt die Blätter auf, manche fliegen über die Felderdavon in Richtung Kopfstetten. In dem kleinen Dorf hat Felix seine Kind-heit auf dem elterlichen Hof verbracht. Auch heute wohnt er noch dort.Mit den Eltern, den Groß- eltern und seiner Schwester Lisa, die auf derUniversität für Bodenkultur studiert, sowie mit dem jüngeren BruderClemens, der noch in die Schule geht.
Auf den Feldern der Familie Makoschitz wird Spinat der Sorte Gorilla an-gebaut, eine sehr resistente Sorte. Krankheiten wie Mehltau seien somitkein Thema, erklärt Felix. Mit Herbiziden wird sehr sparsam umgegangen,das Unkraut teilweise sogar händisch entfernt. „Da muss dann schon maldie ganze Familie mit hinaus aufs Feld zum Jäten“, erzählt er aus dembäuerlichen Alltag.
Der zarte April-Spinat
Drei Mal im Jahr wird das gesunde Gemüse angebaut. Wird im Novembergesät, findet die Ernte im April statt. Dieser Spinat ist der feinblättrigsteund zarteste. Die Aussaat im März/April wächst bis zum Sommer erntereifund der Oktober/November-Spinat wird im Juli oder August gesät. DasGemüse hat eine kurze Kulturdauer von 7–8 Wochen und eignet sichdaher gut als Zwischenfrucht. Alle fünf Jahre kann auf demselben Ackerwieder Spinat angebaut werden, dazwischen wachsen in FruchtfolgeBohnen, Getreide, Grünerbsen usw.
Ein weiterer Anhänger kommt am Feld an. Wie ein Ozeanriese bewegtsich der Harvester langsam und gleichmäßig über das Feld. Beregnungs-rohre sorgen dafür, dass die Pflanzen von der Aussaat über die gesamteWachstumsperiode optimal mit Wasser versorgt werden. Gleich nach derErnte werden die Rohre eingesammelt, damit der Bauer so rasch wiemöglich den Boden bestellen kann. „Als Nächstes kommt Getreidedrauf“, erklärt Felix. Die Anbaupläne gibt die Genossenschaft vor. Sie liefertauch das hochwertige Saatgut. Dahinter steckt ein fein abgestimmtesSystem, das auf einer ausgewogenen Behandlung des fruchtbaren Bodensund Ernteoptimierung beruht.
Geerntet, eingebracht und blitzgefroren
Die Genossenschaft liefert das Gemüse direkt an Iglo, wo durch Blitzfrierenohne Zeitverzögerung die Vitamine und Nährstoffe nahezu vollständigerhalten bleiben. Der Spinat-Hänger ist nun voll und biegt, von einemgroßen Traktor gezogen, auf die Landstraße Richtung Groß Enzersdorf.In spätestens 30 Minuten wird dort mit der Verarbeitung der knackig-frischen Blätter begonnen.
In der Familie von Felix Makoschitz wird viel frisches Gemüse gegessen,Großmutter Martha verkocht täglich, was das Feld und ihr schöner Haus-garten hergeben. „Das ist einfach leiwand, es schmeckt alles so viel besser,wenn man genau weiß, wo es herkommt“, schwärmt Felix. Da das Gemüseaber nicht das ganze Jahr frisch erhältlich ist, greift auch die Oma gern insKühlregal und serviert der Familie z. B. die fein portionierten Blattspinat-Zwutschkerl aus dem Marchfeld.
Spinat, so weit das Auge reicht. Das nördlich der Donau gelegene Marchfeld isteine der größten Ebenen in Österreich und ein Zentrum des Gemüseanbaus.
Felix Makoschitz ist Gemüsebauer in dritter Generation. Seine Familiebewirtschaftet im Marchfeld 130 Hektar Ackerland.
Der frisch geerntete Spinat wird sofort zur Verarbeitungnach Groß Enzersdorf gebracht.
Felix Makoschitz mit zwei Mitarbeitern der Genossenschaft, die an diesem Tag dieErnte einfahren. 2. v. re.: Kommunikations- und Spinatexpertin Ilse Merkinger-Boira.
„Die Österreicher essen Spinatam liebsten in Form vonCremespinat mit Spiegelei undBraterdäpfeln.“
Marchfeld Spinat
gibts u. a. bei Nah&Frisch
Kauffrau Manuela Windisch
(links im Bild mit ihrer MitarbeiterinBianca Matzhold) in 2305
Kopfstetten, NÖ
Die hats
Foto Kaufleute: Nini Tschavoll
DER POPEYE-FEHLER & ANDERE SPINAT-ÜBERRASCHUNGEN
❧ Jahrelang ließ uns der Matrose Popeye glauben, dass Spinataufgrund seines extrem hohen Eisengehalts eine Wunderwaffe sei.Dass der angenommene Eisenwert falsch berechnet wurde, istheute bekannt. Der Schweizer Physiologe Gustav von Bunge hatte1890 den Eisengehalt zwar richtig analysiert, doch bezogen sichseine Angaben auf getrockneten Spinat. Irrtümlich wurden siespäter frischem Spinat zugeschrieben, der aber zu 90 Prozent ausWasser besteht. Dennoch gehört Spinat zu den Gemüsesorten mitdem höchsten Eisengehalt.
❧ Mit seinem hohen Anteil an Antioxidantien und Folsäure istSpinat ein echter Jungbrunnen. Die Lieblingskombi derÖsterreicher mit Ei und Erdäpfeln ergibt ein richtiges Powerpaketmit hohem Nährwert.
❧ Ein Vorteil von schockgefrostetem Spinat gegenüber frischenBlättern besteht darin, dass der Nitratanteil deutlich reduziert ist.Dieser wird durch das dem Gefrierprozess vorangehende Blan-chieren verringert. Maßvoll aufgenommen wirkt sich Nitrat aberpositiv auf die Muskelleistung aus, wie Tests an Sportlern zeigten.
❧ Spinat hat nur 17 kcal pro 100 g und verringert durch seinenNährwert Hungerattacken. Das Blattgemüse eignet sich dahersehr gut für Menschen, die abnehmen und sich dabei nährstoff-reich und gesund ernähren möchten.
❧ Insgesamt 10 Spinatprodukte finden sich im Sortiment vonIglo, seit Kurzem gibt es den beliebten Cremespinat auchlaktosefrei.